Warendorfer Position zur Emsinsel sollte warten – Landesgartenschau 2026?
Ende Juni wollen die Mehrheitsfraktionen des Rates über die Warendorfer Position zur Emsinsel entscheiden. Es gibt zwei wichtige Gründe, warum diese Entscheidung aufgeschoben werden sollte. Zum einen würden aufgrund von Corona etliche Menschen, die sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigen und für ihre Positionen kämpfen, aus Sorge um die eigene Gesundheit nicht an der abschließenden Debatte teilnehmen. Das wäre ein abschreckendes Beispiel für bürgerschaftliche Beteiligung. Zum anderen habe ich den Eindruck, dass viele Bürgerinnen und Bürger schon vor langer Zeit den Überblick verloren haben. Es ist jetzt Zeit für eine breite, stadtweite Debatte und Aufklärungsarbeit über die Brinkhaus-Brache.
Ich bin beispielsweise davon überzeugt, dass nur wenige Menschen in Warendorf genau wissen, was am vergangenen Donnerstag, 28.05.2020, beschlossen wurde. (Zur Info: Der Hauptausschuss hat beschlossen, den geplanten Durchstich durch die Emsinsel nicht – wie vom Arbeitskreis Emsinsel vorgeschlagen – zu verlegen.) Die anstehende Entscheidung über eine Warendorfer Position ist jedoch zu gewichtig, um sie über die Köpfe noch nicht ausreichend informierter Bürgerinnen und Bürger einerseits und ohne die Mitwirkung der engagierten Bürgerinnen und Bürger andererseits durchzusetzen. Für Aufklärung und eine abschließende Debatte können meines Erachtens die Sommerferien und auch der anstehende Wahlkampf genutzt werden.
Es ist ein Scheinargument, dass der neue Rat nach der Wahl nicht ausreichend im Thema sei. Schließlich ist im Wahlkampf reichlich Zeit, über das Thema zu debattieren. Die Zukunft der Emsinsel ist eine Jahrhundertchance. Ein übereilter Beschluss würde der Tragweite der Entscheidung nicht gerecht.
Ich möchte für die Reaktivierung der Brinkhaus-Brache zwei Vorschläge ins Spiel bringen – einen neuen und einen alten:
- Zum einen finde ich es wichtig, dass wir die Emsinsel integrativ gestalten. Es gibt einen großen Konsens darüber, dass auf der Insel ein günstiges Hotel oder eine Jugendherberge geschaffen werden soll. Warum versuchen wir nicht, ein großes Inklusionsprojekt hieraus zu machen? Wir sollten uns um einen karitativen Investor wie beispielsweise die Caritas oder die Alexianer bemühen. Dieses Projekt muss sich nicht allein auf ein Hostel beschränken. Ich könnte mir auch gut eine angeschlossene Manufaktur, eine Kaffeerösterei, einen Hofladen oder ähnliches dort vorstellen.
- Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass sich Warendorf für die Landesgartenschau 2026 bewerben sollte. Wie viele andere wünsche ich mir eine möglichst grüne Emsinsel für Jedermann. Erhaltenswerte Bebauung sowie die Erinnerung an die Geschichte der Textilindustrie sollten möglichst erhalten werden. Auf der anderen Seite steht natürlich das berechtigte Interessen des Eigentümers, der das Gelände möglichst wirtschaftlich, am liebsten durch Wohnbebauung, nutzen möchte. Ich glaube aber, dass bereits die Bewerbung für die Landesgartenschau geeignet ist, diesen „gordischen Knoten“ zu durchschlagen. Von den Landesgartenschauen in Oelde und Rheda-Wiedenbrück zum Beispiel sind echte Impulse für die Stadtplanung ausgegangen. Die Städte waren nicht nur in den Sommern der Landesgartenschauen belebt, sondern profitieren bis heute davon.
Die Möglichkeit einer erfolgreichen Bewerbung besteht. Warendorf hat sich vor fast einem Jahrzehnt – leider erfolglos – für die Landesgartenschau 2017 beworben. 2011 scheiterte man mit der Bewerbung jedoch an Bad Lippspringe. Im Jahr 2027 wird die Internationale Gartenschau im Ruhrgebiet stattfinden. Aus diesem Grund sind Städte und Gemeinden aus dem Regionalverband Ruhr für Bewerbungen auf die Landesgartenschauen 2026 und 2029 gesperrt. Die Bewerbungsfrist für die Landesgartenschau 2026 endet im November 2021. Eine Bewerbung wäre zeitlich sicher ambitioniert, aber durchaus noch möglich.
Die Debatte darüber sollte jetzt gestartet werden!